Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich mich in den letzten Monaten im Kindergarten schon sehr gelangweilt habe. Zwischen all den Kleinen und mit nur zwei Mädchen, die mit mir die Vorschulkinder waren, war es eigentlich urfad. Ich war froh, als endlich die Sommerferien da waren! Und in unserem Sommer war ordentlich was los, wir waren viel unterwegs, und mit meinem Freund Daniel habe ich am Attersee viele lustige Dinge erlebt. Wir haben Krebse im Bach gesucht, sind mit den Rädern über die Wiesen gebrettert, durch Gatschlacken gesaust oder haben wilde Verfolgungsjagden und Masters of Dirt nachgespielt. Die Tante Brigitte hat immer gekreischt, wenn sie uns gesehen hat, weil wir so wild unterwegs waren! Einmal hat der Daniel sogar bei mir übernachtet und dann auch ich bei ihm, das war voll lustig!
Den ganzen Sommer über haben alle immer wieder gesagt: „Oh, Veit, wenn du in die Schule kommst, dann darfst du das oder das aber nicht machen oder sagen, gel?“ oder „Wirst du in der Schule dies oder das auch machen?“ oder „Na, wenn du das in der Schule machst, wirst du aber ein Problem mit deiner Lehrerin bekommen!“. Nur die Mami hat meistens gesagt, dass es in der Schule bestimmt schön sein wird. Und die muss es ja wissen, oder?
Heute war es jedenfalls endlich soweit! Ich war so aufgeregt, dass ich gestern gar nicht gut eingeschlafen bin und die Mami und den Papi mit so vielen Fragen löchern musste! Und die Mami hat auch so viel gejammert, weil ich bald ein Schulkind und schon so groß bin. Sie hat mich an sich gequetscht und geschnieft, wo ihr kleines Babylein geblieben ist und wer eigentlich der große Bub da ist?
Wui, nach dem Aufstehen heute bin ich schon hinuntergesaust, weil auf dem Tisch eine schöne Schultüte und eine selbst genähte Patchworkdecke von der Mami gelegen sind. Uuuund: Ein nigelnagelneuer, megacooler Roller! Ich hab mich so gefreut! Nach dem Frühstück haben wir Minna in den Kindergarten gebracht und da habe ich kurz überlegt, ob ich nicht doch lieber dort bleiben soll. Die Mami hat mich nur angelacht und den Kopf geschüttelt. Unter all den Kleinen wäre echt kein Platz mehr für mich.
In der Schlossparkhalle waren alle ganz aufgeregt. Viele Kinder mit Schultüten und viele Erwachsene mit Handys und Fotoapparaten. Dann wurden wir von den größeren Schulkindern mit Liedern und Gedichten begrüßt, und die Frau Direktor hat sehr lange geredet. Und auch der Herr Bürgermeister. Aber endlich haben dann die zwei Lehrerinnen die Kinder von den ersten Klassen aufgerufen und jedes Kind musste hingehen, die Hand geben und sich zu seiner Klasse stellen. Beim Klassenfoto habe ich lustige Gesichter gemacht und dem Lenny Hasenohren. Bis ich den Blick meiner Mama gesehen habe, da hab ich mich dann schnell brav hingestellt. Hinter unserer Lehrerin, der Frau Slama, sind alle Kinder meiner Klasse schließlich in unsere Klasse marschiert. Die Eltern durften nur kurz hinein, weil unser Klassenmaskottchen, der Drache Konstantin, nur herauskommen wollte, wenn alle Erwachsenen weggehen. Der hat nämlich Angst vor Erwachsenen!
Leider war die Schule urschnell vorbei, eigentlich total blöd! Ich freu mich schon auf morgen, da bleibe ich dann länger, und in den Hort darf ich auch endlich!
Zu Hause habe ich meine Schultüte aufgemacht, es waren ganz viele Naschereien und kleine Sachen drin. Zu Mittag habe ich mir gewünscht, dass wir Running Sushi essen gehen. Elena, Tante Tamara und Onkel Peter waren auch dabei.
Das war ein schöner erster Schultag. Ein bisschen traurig war ich schon, weil ich die Mami beim Einschlafen gefragt habe, wann es noch einen ersten Schultag gibt und welcher Tag denn morgen ist. Dass es nur einen ersten Schultag gibt und der Tag morgen „zweiter Schultag“ hießt und eigentlich nicht jeder Schultag gezählt wird, habe ich sehr schade gefunden. Aber es ist schön, dass ich so viele Kinder aus meiner Klasse schon von früher kenne und viele Freunde dabei sind. „Wir sind eine wilde Bubenbande, gel, Mami?“, habe ich gesagt. Da hat die Mami gemeint, dass wir nicht eine wilde, sondern eine liebe Truppe sind und auch die Mädchen dazugehören. Dass eine Gemeinschaft zusammenhält, und wenn es einem schlecht geht oder er irgendwo Hilfe braucht, dann unterstützen ihn alle. Das gefällt mir.
Ich freue mich schon sehr auf morgen!